Süße Eisheilige

Fantasie-Sorten von „Ben & Jerry’s“ sind Kult für Eis-Fans

(Erschienen in: Welt am Sonntag)

Wer in einer Gegend, in der die Temperatur 161 Tage im Jahr unter Null sinkt, eine Eisdiele eröffnet, muss entweder einen an der Waffel haben oder genial sein. Auf Ben Cohen und Jerry Greenfield im US-Statt Vermont trifft vermutlich Letzteres zu. Zu unserem Glück. Wer sonst hätte der Welt Eissorten schenken können wie „Peanut Butter Cup“ - Vanilleeis mit gehacktem Erdnussbuttercreme-Konfekt? Oder „Phish Food“, Schoko-Eis mit dicken Karamellstreifen, Marshmellows und Kakao-Fischchen. Oder den Klassiker „Cherry Garcia“, Sahneeis mit Kirschen und dunklen Schokoladenstücken, der seinen Namen dem Grateful-Dead-Gitarristen Jerry Garcia verdankt.

Kennengelernt haben sich Ben & Jerry in der Schule beim Sport. Sie waren die Einzigen, die die Meile nicht unter sieben Minuten schafften. So entstehen Freundschaften fürs Leben. Zudem verband sie die Leidenschaft für leckeres Eis mit originellen Zutaten.

Mit 12 000 Dollar eröffneten die Freunde 1978 ihre erste Eisdiele in einer stillgelegten Tankstelle in Burlington. 1984 erreichte die Firma einen Jahresumsatz von vier Millionen Dollar und ging an die Börse. Ein Erfolg, der auch deshalb beachtlich ist, weil er sich auf die Ideale der Hippie- und Ökobewegung gründet. So gehört es etwa zu „Ben & Jerry’s“ Grundsätzen, dass 7,5 Prozent des Gewinns in soziale und Umweltprojekte fließen.

Heute wird „Ben & Jerry’s“ in der gesamten USA, in Kanada und den Niederlanden vertrieben. Bei uns sind die Pappbecher mit Kuhmotiv bislang nur in wenigen Eisdielen und in den „Hyatt“-Hotel-Restaurants erhältlich.

Bald soll „Ben & Jerry’s“ an den Unilever-Konzern verkauft werden. Das wäre wohl das Ende einer einmaligen Firmenphilosophie. Das Ende ihrer Freundschaft, beteuern Cohen und Greenfield, sei es nicht. Und ein Gutes könnte der Verkauf haben: in Zukunft wird es das Kult-Eis wohl fast überall geben.

P.S. Dass Eis auch im Winter gut tut, besagt das so genannte “Erste Cohen’sche Gesetz“: Das Eisessen senkt die Körpertemperatur, der Unterschied zwischen Körper- und Umgebungstemperatur verringert sich; ergo: Der Körper fühlt sich warm an. Das ist natürlich Quatsch. Aber Eis-Fans sehr sympathisch.